Noch bevor meine Geburtstagreise richtig losging, durfte ich im Januar mit unseren bayerischen Landesbischof zu evangelisch-lutherischen Partnerkirchen nach Asien reisen. Du kannst dir vorstellen, dass ich dort viel erlebt habe. Besonders beeindruckt hat mich der Besuch eines Gottesdienstes in der Lutherischen Gemeinde von Queenstown in Singapur. Singapur ist ein kleiner Stadtstaat, der aus einer großen Hauptinsel und vielen weiteren Inseln besteht. Singapur hat etwa dreieinhalbmal so viel Einwohner wie München und ist der südlichste Ausläufer Asiens. Bis zum Äquator sind es nur noch 130km. Darum gibt es keine Jahreszeiten. Sehr feuchtes Tropenklima und fast das ganze Jahr über 30 Grad. Da kommt auch eine Elster ganz schön ins Schwitzen.
Gottesdienstes in der Lutherischen Gemeinde von Queenstown
Auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Singapur hat einen Bischof. Der heißt Terry Kee und hat uns viel gezeigt: In der Kirche im Stadtteil Queenstown haben wir um 9.00 Uhr einen englischen Gottesdienst besucht, zu dem etwa 200 Gemeindemitglieder kommen. Später gab es noch einen Gottesdienst auf Chinesisch, zu dem etwa 140 Mitglieder kommen.
Unser bayerischer Landesbischof Bedford-Strohm hat über die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer gepredigt. Wir haben Choräle gesungen und wurden von einer elektronischen Orgel begleitet. Hier lieben sie die Elektronik!
Eine Kirche voller Technik
In der vorletzten Bankreihe war ein großes Mischpult aufgebaut, mehrere Empfänger für drahtlose Mikrofone und ein Laptop. Außerdem gab es die Mikrofone und Lautsprecher für die Band, die live gespielt und für eine tolle Stimmung gesorgt hat. Für die Sprecher gab es 4 weitere drahtlose Mikros. Und noch mehr Mikros sind in Funktion, wenn der Chor singt. Dabei wird der Gottesdienst keineswegs nach außen übertragen - es geht nur um den guten Ton für die Gottesdienstbesucher. So geht kein Wort und kein Ton verloren.
Die Texte werden außerdem auf die weiße Wand über dem Altarraum projiziert. Die Gebete, Lesungen kann man so mitverfolgen - ebenso wie die Texte der Lieder. Es gibt zwar ein Gesangbuch, aber man braucht es nicht. Mir gefällt das. Ich konnte bei der ganzen Liturgie mitmachen und sogar das englische Glaubensbekenntnis mitsprechen - weil es oben zu lesen war! Sehr angenehm für Menschen, die zum ersten Mal in den Gottesdienst kommen - oder nur selten hier sind. Und für kleine Elstern wie mich sowieso. Die Pfarrer lesen im Gottesdienst übrigens alles von ihren iPads ab, auf denen sie alle Texte gespeichert haben.
Friedliches Miteinander
Am meisten haben mich aber die Menschen beeindruckt. Wie gastfreundschaftlich sie uns empfangen haben! Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Singapur ist zwar eine sehr kleine Kirche, aber sie wächst ständig. Und gerade weil ihre Kirche so klein ist, leben die Menschen ihren Glauben besonders intensiv und setzen sich für Gerechtigkeit ein. Gut gefällt mir auch, dass in diesem Land Religionsfreiheit herrscht, und die Menschen ihre Religion trotz großer Enge friedlich miteinander leben. Hinduistische Tempel oder islamische Moscheen befinden sich genauso wie buddhistische Tempel oder Kirchen nebeneinander oder direkt einander gegenüber. Und es gibt keinen Streit.