Ein Engel vor der Teynkirche
Mit meiner Freundin Nicola durfte ich die tschechische Hauptstadt Prag besuchen. Auf dem berühmtesten Platz der Stadt, dem Altstädter Ring, trafen wir einen sehr freundlichen Engel.
Im Hintergrund siehst du eins der bekanntesten Wahrzeichen von Prag, die Teynkirche. Das Nordportal der Kirche ist mit Szenen aus der Passion Christi geschmückt.
Weißt du, wer Jan Hus war?
Vor der Teynkirche steht das Denkmal des Predigers Jan Hus, der bereits lange vor Martin Luther etwas in der Kirche ändern wollte. Jan Hus wollte zum Beispiel, dass die Menschen im Gottesdienst verstehen, was gesagt wird. Deshalb predigte er in seiner Kirche auf Tschechisch und nicht auf Latein. Er fand auch, dass die Kirche nicht soviele Reichtümer ansammeln sollte. Die Ansichten von Jan Hus und seinen Anhängern, den Hussiten, gefiel vielen nicht und es gab damals schlimme Kriege.
Eine ganz besondere Uhr
Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Prag ist eine Uhr, die schon über 600 Jahre alt und am Rathaus angebracht ist. Das Besondere an dieser Uhr ist, dass es weniger darum geht, die genaue Uhrzeit anzuzeigen. Der eigentliche Zweck ist, den Lauf von Sonne, Mond und Tierkreiszeichen darzustellen. Zu jeder vollen Stunde zwischen 9.00 und 21.00 Uhr kann man hier ein Glockenspiel mit bunten Figuren bewundern: Mit dem letzten Stundenschlag beginnt in den kleinen Fenstern über der Uhr eine Prozession der 12 Apostel. Wenn die Fenster sich wieder schließen, kräht ein Hahn. (Das erinnert mich ein bisschen an meinen Besuch bei den Bremer Stadtmusikanten.)
Eine Heiligen-Brücke
Von der Altstadt sind Nicola und ich durch ein dichtes Menschengewimmel zur Karlsbrücke spaziert. Diese uralte Steinbrücke führt über die Moldau und ist mit vielen Heiligenstatuen verziert. Die berühmteste Figur ist die des Heiligen Nepomuk, der in der katholischen Kirche als Brückenheiliger vereehrt wird. Von der Brücke hat man einen tollen Blick auf die Kleinseite von Prag. Oben auf dem Berg siehst du die Prager Burg - den Hradschin - mit dem Veitsdom. Diese riesige Kirche ist wie ein umgedrehtes Schiff gebaut und hat wundeschöne farbige Fenster, durch die buntes Sonnenlicht hineindringt.
Jüdische Gotteshäuser in der Josefstadt
In der Biegung der Moldau liegt am rechten Flussufer das alte jüdische Viertel von Prag, die Josefstadt, Josefov genannt. Im 13. Jahrhundert bestimmte der König, dass die jüdischen Bewohner von Prag nur in diesem Stadtteil leben durften. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Aber es gibt hier noch viele alte und wunderschöne Synagogen. Als Synagoge bezeichnet man das Gebäude, in dem Menschen jüdischen Glaubens sich versammeln und gemeinsamen Gottesdienst halten können. Oft dient eine Synagoge auch als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde.Die Altneusynagoge ist die älteste Synagoge Europas und es finden hier immer noch Gottesdienste statt.
Der merkwürdige Name entstand so: Als diese Synagoge gebaut wurde, gab es bereits eine "Altschul", die älter war, deshalb nannte man das neue Gebäude auf Jiddisch "Neuschul". Dann wurde später noch eine neuere Synagoge gebaut. Jetzt gab es eine ganz alte und eine neue Neusynagoge. Deshalb nannte man die alte neue Synagoge jetzt Altneusynagoge.
Nicht weit davon entfernt steht die Spanische Synagoge, die innen prunkvoll wie die spanische Burg Alhambra ausgestattet ist. Davor siehst du das Denkmal von Franz Kafka. Das war ein Schriftsteller, dessen Geschichten oft etwas von merkwürdigen Alpträumen haben. Deshalb bildet das Standbild ihn nicht wie einen Helden auf einem Pferd, sondern auf einer leeren Anzughülle reitend ab. Sehr seltsam. Was das wohl bedeuten mag?
Fotos © Rössert