Besonders gespannt war ich auf meinen Ausflug nach Wittenberg. Denn hier hat der große Reformator Martin Luther gelebt, den ich bei seinen Abenteuern begleiten durfte. Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt hat mich eingeladen, mich hier auf Martins Spuren ein wenig umzuschauen und die Ausstellung „Pop Up Cranach“ im Augusteum zu besuchen. Lucas Cranach der Jüngere war ein guter Freund von Martin und hat wunderschöne Bilder auch von der Famile Luther gemalt. Die tolle Ausstellung "Pop Up Cranach" versucht, Kindern die Kunst des Malers nahezubringen und verständlich zu machen.
Hier hat Martin Luther gelebt
Das Augusteum liegt übrigens direkt neben dem Gebäude, in dem Martin Luther einst gelebt hat. Das Lutherhaus war vor vielen hundert Jahren ein Augustinerkloster, in dem Martin als Mönch lebte. Weil die Augustinermönche dunkle Kutten trugen, wurde es auch als Schwarzes Kloster bezeichnet. Mit der Reformation wurde das Kloster dann aufgelöst. Martin blieb aber weiterhin hier wohnen, zunächst allein und nach seiner Heirat mit Katharina von Bora mit seiner Familie.
Der Doktor Luther wurde ein berühmter Mann und immer mehr Gelehrte und Studenten aus aller Welt kamen zu ihm zu Besuch nach Wittenberg. Nicht nur die Familie musste also versorgt werden, sondern auch die vielen Gäste. Deshalb ließ Katharina vieles umgebauen und erweitern, auch wenn Luther das nicht immer gefiel. Aber seine resolute Frau, die von ihm liebevoll "Herr Käthe" genannt wurde, setzte ihre Pläne meistens durch. Herr Käthe kümmerte sich um Haus und Hof und versogte den großen Haushalt der Luthers.
Einmal hat Katharina ihrem Mann für das Lutherhaus ein wunderschön verziertes Eingangstor zum Geburtstag geschenkt. Eine tolle Idee! Von seinem Kurfürsten Friedrich dem Weisen bekam Martin später das ehemalige Kloster geschenkt. Bis zu seinem Tod lebte Martin hier mit seiner Familie.
Stöbern im Lutherhaus
Was für eine wunderbare Gelegenheit, hier herumflattern zu dürfen. Was ich alles entdecken konnte! Wunderschöne Portraits, die Martins Freund Lucas gemalt hat. Den Tisch, an dem er mit seinen Gästen die berühmten Tischgespräche geführt hat.
Martins mit Gold verzierte Predigtkanzel. Diese Kanzel stammt ursprünglich aus der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg. Von ihr aus schimpfte Martin gegen den Ablass und hielt einen Großteil seiner insgesamt 2000 überlieferten Predigten.
Der "Große Hörsaal" mit einem barocken Katheder soll an Martins Tätigkeit als Professor an der Universität Wittenberg erinnern. Er soll eine Zeit lang auch Vorlesungen im Schwarzen Kloster gehalten haben.
Und dann habe ich noch eine uralte Ausgabe von Martins erster gedruckter Bibel entdeckt. Darin hätte ich gerne ein wenig herumgeblättert, aber das wertvolle Stück war natürlich unter Glas gut geschützt.
Und plötzlich dachte ich, Martin selbst stehe vor mir. Aber es war nur eine kleine rote Statue, die der Künstler Ottmar Hörl angefertigt hat. Und weil ich nun richtig in Entdeckerlaune war und mich die schönen Cranach-Portraits neugierig gemacht haben, ging es gleich weiter zu "Pop Up Cranach".
Lucas Cranach entdecken
Das Tolle an der Ausstellung ist, dass hier nicht bloß Bilder an der Wand hängen, die man auf gar keinen Fall berühren darf! Nein, Mitmachen, Anfassen, Erforschen, Beobachten und Nachmachen sind ausdrücklich erwünscht. Es gibt hier verschiedene Stationen zu verschiedenen Themen rund um den berühmten Maler, seine Kunst und seine Zeit.
Lucas Cranach und Martin Luther waren enge Freunde, und Martin ist auch durch Lucas Malerei berühmt geworden. Die vielen Porträts Luthers aus dem Hause Cranach halten die Entwicklung des jungen Mönchs bis zum gestandenen Reformator fest. Aber es steckt noch viel mehr in den Gemälden als nur das Leben eines berühmt gewordenen Mannes zu bebildern. Die vielen Porträts haben durch massenhafte Verbreitung Martin erst wirklich berühmt gemacht. So wie heute Fotos in den Zeitungen und im Internet dafür sorgen, dass aus Filmschauspielern oder Fußballern Prominente werden. Die beiden Cranachs sind durch ihre Werke also indirekt auch an der Ausbreitung der Reformation beteiligt. Um Bilder schneller anfertigen zu können, wurden in der Werksttatt viele Bilder mit Hilfe von Schablonen fast wie „am Fließband“ produziert.
Marktplatz
Lucas‘ Wimmelbild von dem Turnier auf einem mittelalterlichen Marktplatz kann man mit Taschenlampe und Schattenspiel erkunden. Wir können Figuren aus dem Bild aus Papier ausschneiden und anmalen. Wenn wir die kleinen Schattenspielfiguren auf eine kleine Drehscheibe stecken, können wir das Bild im Lampenschein zum Leben erwecken. Was man da alles entdecken kann! Kämpfende Ritter in prächtigen Rüstungen. Schwerter und Lanzen. Stolz geschmückte Pferde. Federschmuck. Ein Ritter stürzt vom Pferd. Die Zuschauer johlen. Pöbeln. Feiern. Feuern den Wettkampf an. Festlich gekleidete Frauen. Fast wie ein kleines Puppentheater. Oder ein Zeichentrickfilm.
Sogar den Schatten einer Riesenelster kann man entdecken. Das sieht fast ein wenig gruselig aus.
Cranachs Büro
Weil Lucas ein berühmter Mann ist, ist in seinem Atelier ständig was los! Schon sein Vater, Lucas Cranach der Ältere, hat die Cranach-Werkstatt berühmt gemacht. Viele wichtige Menschen rufen in der Werkstatt an und wollen den vielbeschäftigen Künstler sprechen, der nicht nur Maler, sondern auch Politiker, Apotheker und Bürgermeister war.
Da haben Cranachs Büromitarbeiter ganz schön viel zu tun, um seine ganzen Termine zu planen. Ständig klingelt ein anderes Telefon und es heißt als Lehrling, flink und gewissenhaft die vielen Aufträge und Termine im Kalender des Meisters zu sortieren. Bei meinem Besuch konnte ich Aaliyah ein wenig helfen.
Im Labor Bildgeheimniss erforschen
In der Zeit, als Lucas lebte, konnte man Farben nicht einfach im Geschäft kaufen, sondern musste sie nach geheimen Rezepturen aufwendig herstellen. Dafür zerrieb man z.B. einen blauen Stein oder eine getrocknete gelbe Wurzel zu ganz feinem Pulver. Dieses Pigment wurde dann mit einem Bindemittel, z.B. Eiweiß oder Öl, zu Farbe vermischt. Die Zutaten waren oft sehr wertvoll. Der blaue Stein Lapislazuli, aus dem die Farbe für den Mantel einer Muttergottes herstellt wurde, kostet heute etwa 15.000 Euro pro Kilogramm. Da war es praktisch, dass Lucas' Familie neben einer berühmten Malerwerkstatt auch die einzige Apotheke in Wittenberg betrieb. Viele Pigmente und Chemikalien, die für die Malerei nötig waren, konnten hier angefertigt werden.
Im Labor können die Kinder den Bildgeheimnissen auf den Grund gehen: Mit Kittel und Forschungsbrillen erforschen sie die Gemälde und lernen spielerisch Mittel und Verfahren zur Bilduntersuchung kennen: Aus welchen Farben besteht ein Bild und wie wurden diese hergestellt? Wie schaue ich unter die Oberfläche eines Bildes? Wie alt ist ein Bild?
Kostbare Gewänder
Die Porträtmalerei spielt bei den Cranachs eine große Rolle. Die Fürsten waren die wichtigsten Auftraggeber der Werkstatt. Die Familienmitgleider der kurfürstlichen Familie werden in kostbaren Gewändern gemalt, um ihren Reichtum und ihre Macht darzustellen.
Alle Fotos © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Fotos Lutherhaus und Lutherstube: Anne Hasselbach © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
www.martinluther.de
www.cranach2015.de