Im Mai war ich zu Besuch bei den Ordensschwestern in Selbitz. Die Schwestern der Communität Christusbruderschaft hatten mich eingeladen, ihren evangelischen Orden mitten in Oberfranken kennenzulernen. 114 Schwestern gibt es dort und in ein paar anderen Konventen in Deutschland und Südafrika. Und auch fünf Brüder gehören zur Gemeinschaft. Diese leben zusammen mit drei Schwestern auf dem Petersberg bei Halle.
Orden? Schwestern? Communität? Christusbruderschaft? Konvent? Was bedeutet das eigentlich?
Huihuihui, das sind für dich sicherlich auch ganz schön viele fremde Wörter auf einmal, oder? Ich habe das inzwischen gelernt: Als Orden bezeichnet man eine christliche Lebensgemeinschaft von Männern oder Frauen, die nach bestimmten Regeln lebt, den Ordensregeln. Die Frauen, die mit einem Gelübde versprochen haben, in dieser Lebensgemeinschaft (der Communität) wie in einer Art Familie zusammenleben, nennt man Schwestern. Die Männer nennt man Brüder. Man spricht von einer Bruderschaft, auch wenn hier Schwestern leben, denn Christus ist in dieser Familie der Bruder von allen Schwestern und Brüdern. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Das Wichtigste für diese Menschen ist es, Gott zu lieben, nach seinem Wort zu leben und zu handeln und in der gegenseitigen Liebe zu wachsen. Als Konvent bezeichnet man die Niederlassung einer Ordensgemeinschaft, die Menschen und oder das Gebäude in dem sie zusammenleben. Alles klar?
Das Gebet
Und was passierte nun während der Tage in Selbitz? Als erstes gab es viel Gebet! Dazu treffen sich die Schwestern in der Kapelle – und dies mindestens dreimal am Tag! Das Gebet ist also der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens, denn neben den gemeinsamen Gebetszeiten haben die Schwestern auch noch Zeit für das eigene, das persönliche Gebet. Gerade am Morgen ist dies möglich, denn die Arbeitszeit beginnt erst um 8:10 Uhr. Und ab dann machen die Schwestern all das, was eben auch „in der Welt“ zu tun ist: Kochen, Waschen, Büro, Verwaltung, Projekte planen, zur Arbeit fahren. Manche arbeiten als Ärztinnen, im Kindergarten, im Krankenhaus oder an der Universität. Gespräche führen, Gäste betreuen. Ja, denn zur Gemeinschaft gehören verschiedene Gästehäuser und auch ein Alten- und Pflegeheim, in dem gut 100 Menschen wohnen.
Ja zu Gott und zum Leben in der Gemeinschaft sagen
Während meiner Zeit in Selbitz gab es ein besonderes Ereignis: die zeitliche Profess von Sr. Maria und Sr. Heike. Beide haben inzwischen gut drei Jahre mit der Gemeinschaft gelebt und dann beschlossen, ihre Gelübde auf Zeit abzulegen. Sie versprechen damit für gut fünf Jahre, dass sie nun in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam leben und auch die Gütergemeinschaft anerkennen. In der Gemeinschaft gehört allen alles.
Das ist immer ein großer Schritt, denn die zeitliche Profess bedeutet auch, zu Gott, dem Leben in der Gemeinschaft und auch zur Gemeinschaft selbst vor Gott JA zu sagen. Das heißt dann auch, die schönen und die weniger schönen Dinge miteinander zu teilen – und es auch auszuhalten, wenn es einmal schwierig wird. Und weil alle darum wissen, gibt es bei der zeitlichen Profess auch ein rauschendes Fest mit Musik und lustigem Programm – und ich war mittendrin!
Kinderklostertag
Und dann war endlich der Kinderklostertag da! 65 Kinder kamen ins Ordenshaus, um es zu erkunden und dabei auch dem „DANKEN“ auf die Spur zu kommen. "DANKEN" war nämlich das Thema des Kinderklostertages. War das schön mit all den Kindern, die das Ordenshaus einnahmen!
Die Schwestern hatten viel vorbereitet: So gab es Stationen im Ordenshaus, wo Raum für Bitte und Dank war. Einzelne Schwestern erzählten aus ihrem Leben und von Erlebnissen mit Gott, für die sie dankbar sind. Wir haben alle ein Herz gebastelt, denn der Dank wohnt ja im Herzen. Wir haben Kinder aus Afrika kennengelernt und wir sind mit den 10 Aussätzigen unterwegs gewesen, die alle von Jesus geheilt worden sind – aber nur einer ist zurückgekommen, um sich bei Jesus dafür zu bedanken. Was sollten wir denn davon halten?
Cool war auch, dass wir dann nach dem Mittagessen alle gemeinsam über die Klosterwiese getobt sind! Manche habe Kistenklettern gemacht. Ich habe nach Dosen geworfen. Fußball wurde gespielt – und das Wetter war echt super! Da waren wir alle richtig, richtig dankbar für!
Gottesdienst und Segen
Und dann gab es noch einen großen Gottesdienst, wo auch die Eltern und Großeltern mitmachen durften. Aber die mussten natürlich hinten sitzen, versteht sich, denn der Raum gehörte den Kindern! Wir haben unser Lied vom Danken gesungen – alle gemeinsam und mit vielen Bewegungen. Es war ein richtiger Rap, der uns alle fröhlich gemacht hat. Und dann haben wir zusammen die Kniebänke in der Kapelle ausprobiert. Wie ist das wohl, wenn man einmal so betet? Schön war’s!
Und wir sind noch einmal mit den 10 Aussätzigen unterwegs gewesen und haben verstanden, wie schön und fröhlich Danken sein kann! Auch unsere Eltern und die Schwestern waren ganz begeistert davon!
Und dann ist es plötzlich ganz still in der Kapelle geworden, denn nun konnte jedes Kind vorgehen und bekam im Altarraum einen persönlichen Segen – nur für sich! Die Schwestern zeichneten mit Salböl noch ein Kreuz auf jede Stirn und sprachen dann das gute Wort zu. Ui, wenn ich keine Elster wäre, dann hätte ich da Gänsehaut bekommen! Das haben wir alle gespürt!
Und so zogen wir dann beschenkt und fröhlich aus der Kapelle und ließen draußen ganz, ganz viele Luftballons steigen, auf denen ein Segenswort für alle stand, die diese Ballons dann finden. Das war ein langer und wunderbarer Kinderklostertag, an dem ich viele fröhliche Kinder gesehen habe. Und auch die Schwestern haben sich sehr über die vielen Kinder im Haus gefreut! Im nächsten Jahr laden sie wieder zum Kinderklostertag ein. Komm doch am 4. Juli 2016 unbedingt vorbei! Vielleicht treffen wir uns dort ja sogar.
Pfingsten und Abschied
Nach diesem Tag musste ich mich erst einmal erholen, denn das war echt eine aufregende Zeit! Doch schon stand Pfingsten vor der Tür, ein großes Fest in der Gemeinschaft. Manche sagten sogar, dies sei der Geburtstag der Kirche, weil durch den Heiligen Geist plötzlich alle gut miteinander reden und sich verstehen konnten. So entsteht Gemeinschaft. Viel haben wir gesungen an diesen Pfingsttagen, das war ganz schön!
Nun habe ich die Schwestern der Christusbruderschaft wieder verlassen, denn die Geburtstagsreise geht ja noch weiter! Aber ich denke gern zurück an die Kinder, die Schwestern, die vier Schafe, die jungen Menschen, die in der Gemeinschaft mitleben und mitarbeiten, und die vielen, vielen Menschen, die ich dort getroffen habe. Eine Schwester sagte mir, dass es die Aufgabe der Gemeinschaft sei, die „Hütte Gottes bei den Menschen“ aufzurichten und zu sein. Ich verstehe das nicht ganz genau, aber ich kann sagen: Ich habe mich in Selbitz sehr zuhause gefühlt! Dafür an Schwester Nicole und alle anderen ein dickes Elster-Dankeschön!